27. April 2024
Der Musikverein Weitenung gestaltet sein Frühlingskonzert nach dem Motto "Der Berg groovt"
Bühl-Weitenung (ar). Sie machten sich auf den Weg in die Wunderwelt der Berge, erklommen die höchsten Gipfel und strahlten am Ende voller Glück. Die rund 50 Musikerinnen und Musiker des Musikvereins Weitenung mit einem Durchschnittsalter von 31 Jahren fesselten am Samstagabend mit ihrem Frühjahrskonzert unter dem Motto „Der Berg groovt“ in der ausverkauften Rheintalhalle.
Tobias Schultheiß hat in diesem Jahr seine
Musikerinnen und Musiker auf seine ganz eigene, sensible, aber
beständige Art zur Aufführung zu gleich vier Konzertwerken
zeitgenössischer Komponisten animiert. Es zog ihn in die Bergwelt, doch
es war vielmehr als nur eine musikalische Reise. Es war auch ein Ausflug
in die Erdkunde, zu der Reiseführer Alexander Hettler die Gäste an
diesem Abend auf unterhaltsame Weise mitnahm.
„Seien Sie gespannt,
an welche Orte wir Sie heute Abend führen“, sagte Vorsitzender Jürgen
Theurer zur Begrüßung. Erste Station war der Mount Everest. Das
Weitenunger Orchester malte ein musikalisches, atemberaubendes Bild
dieses höchsten Berges der Welt, für den Rossano Galante das Konzertwerk
„Mt. Everest“ komponiert hatte.
Nach harmonischen, ruhigen Passagen
ging es temperamentvoll mit dem Konzertwerk „Montanas del Fuego“ von
Markus Götz auf die Kanaren nach Lanzarote. Geheimnisvoll begannen die
gefühlvollen Flöten von Annika Ernst und das Tenorhornsolo von Andreas
Litau. Djembé, Kongas und andere Percussion Instrumente zeigten die mit
jedem Schritt verbundenen spanischen Einflüsse, Tempo und lauterwerdende
Staccato-Klänge führten zum Gipfel, auf dem Felicitas Beier mit ihrem
Saxophon das Glücksgefühl spiegelte.
Ganz aktuell schrieb der 1981
in Bozen geborene Komponist Armin Koffler das Konzertwerk „Schmelzende
Riesen“. Rockige Elemente mischten sich kontrastreich mit ruhigen, die
Schönheit bewundernden Tönen. Dann das Klagelied der Flöten, das das
ganze Ausmaß der Klimaveränderung sinnbildlich vor Augen führte. Doch am
Ende bliesen Trompeten und Tenorhörner zur Hoffnung auf.
Zurück aus der Antarktis zog Tobias Schultheiß mit einem Lächeln an seine Musikerinnen und Musiker in das Land der „Castle und Kilts“, in die Highlands von Schottland. Es war kein Dudelsack, sondern das ruhige Tenorhorn-Solo von Jürgen Hertweck, das den Charme dieser weiten Bergwelt aufzeigte. Schottische Weisen aus der keltischen Folklore ergänzten spielerisch das von Robert W. Smith geschriebene Werk „By Loch & Mountain“.
Traditionell
eingerahmt in das Konzert war die Würdigung verdienter Musiker. Sven
Wilhelm, Vorsitzender des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck, ehrte die
aktiven Musiker Markus Friedmann und Manuel Hettler für 15 Jahre
Vorstandstätigkeit, Jürgen Theurer, seit 41 Jahren aktiver Musiker, für
20 Jahre an der Spitze des Vereins. Die Silberne Ehrennadel des Bundes
Deutscher Blasmusikverbände erhielt Patrick Frietsch für 25 Jahre
Musikertätigkeit. Eine ganz besondere und seltene Ehrung erhielt Alfons
Frietsch für 60 Jahre als Musiker. Er wurde mit der Ehrennadel in Gold
mit Diamant der Bundesvereinigung Deutscher Musikerverbände gewürdigt.
Zu Ehren der Jubilare spielte das Orchester den Marsch „Zwischen
Schwarzwald und Vogesen“, den der ehemalige Dirigent Franz Fehrenbach
komponiert hatte und der zum ersten Mal vor über 30 Jahren in Weitenung
gespielt wurde.
Zurück aus den Bergen zeigte Tobias Schultheiß beim
„Guardian of the Galaxy“, der von Michael Brown arrangierte, rockige
Soundtrack zum gleichnamigen Film, wie verschmolzen er und das Orchester
in der Verwirklichung ihrer Musik sind. Von der Science Fiction ging es
mit Alfons Frietsch auf die Zeitreise zurück in die 20er-Jahre. Zehn
alte Ohrwürmer wie „Lieber Augustin“ oder „Fräulein Helen“ hatte er zu
einem Medley arrangiert und mit Gesang und Klarinette vorgetragen.
Virtuos spielte er den „Wild Cat Blues“ auf, das die Zuhörer in den Bann
zog und zu lauten Zugaberufen hinriss.
Es war der 1953 in Memmingen geborene Komponist Kurt Gäble mit seiner Liebe zur mährischen Musik, der die „Perger Polka“ geschrieben hatte. Im Blumendorf Weitenung wurde sie schwungvoll aufgespielt. Einfühlsam und in bestechender Harmonie zeichneten die Weitenunger Musikerinnen und Musiker beim Stück „Baba Yetu“ von Christopher Tin ein Bild der weiten Landschaft Afrikas. Mit einem „Bon Jovi Rock Mix“ groovte das Orchester die Rheintalhalle. Es folgten Begeisterungsrufe. Zur geforderten Zugabe ließen sich die Weitenunger nicht lange bitten. Sie spielten die romantische Ballade „Nessaja“ und das kleine Konzertwerk „Mountain Wind“ von Martin Scharnagl.
Anne-Rose Gangl