Widdenung Feiert 2022

Während die Gäste aus dem Salzburger Land mit hochwertiger blasmusikalischer Qualität punkteten, brannten die Blumendörfler mit einer bunt gemixten Schlagerparade, traditionellen Polkaklängen und heißen Partyhits ein regelrechtes Stimmungsfeuerwerk ab. Am Ende standen beide Orchester zum Musizieren gemeinsam auf der Bühne. Die Ideengeber der Veranstaltungsreihe „Widdenung feiert“ hätten dem dreitägigen Zeltfest vor dem Hintergrund der ausgelassenen Feier-Stimmung kein authentischeres Motto geben können.

Mattsees Kapellmeister Toni Westenthaler, dessen kantiges Auftreten eine recht straffe Orchesterleitung mit viel Wert auf musikalische Disziplin vermuten ließ, gab gleich zum Auftakt mit dem Konzertmarsch „Die Sonne geht auf“ die Richtung vor. Die Zählzeiten standen wie gemeißelt, der Klang verteilte sich gleichmäßig auf alle Register und die Tonwerte waren mit hoher Präzision ausgespielt. Die Tenöre trumpften mit kernigem Spiel in den Basssolos mächtig auf, während das hohe Blech virtuos die Melodielinien in den Polkas führte. Unerwartet feinfühlig interpretierte das etwa 50-köpfige Orchester hingegen ein Elton-John-Medley, wobei insbesondere die auditiv sensiblen Solopassagen etwas in der Zeltfestatmosphäre untergingen. Die hatte im Übrigen Roland Jerger mit seiner Mooser Trachtenkapelle im Vorprogramm mächtig aufgeheizt. Mit mehreren gesanglichen Einlagen gespickt, war das Platzkonzert der Mooser Blasmusiker weit mehr als „nur“ das Vorprogramm des Top-Acts.

Tobias Schultheiß setzte mit seinen Weitenunger Musikanten alles auf die „Party-Karte“ und landete damit beim Publikum einen Volltreffer. Eingeleitet von ein paar blasmusikalischen Evergreens ging es ziemlich schnell zur Sache: Schlag auf Schlag schossen Party-Kracher wie der „Partyplanet“, Roland Kaisers „Warum hast Du nicht nein gesagt“ oder „YMCA“ durchs Festzelt. „Wir machen hier kein Blasmusikkonzert, wir feiern hier ab“, forderte Alex Hettler das Publikum zum Mitsingen und Tanzen im nahezu vollbesetzten Festzelt auf. Agil präsentierte sich das „156-Jahre-Gesangsduo“, Gerhard Hettler und Gerhard Frietsch, pfiffig agierte Alfons Frietsch bei seinem selbst arrangierten Potpourri mit Hits aus den 1920-er Jahren während Manuel Hettler, Jürgen Hertweck und Musikvereins-Vorsitzender, Jürgen Theurer bayerisches Temperament bei ihrem „Spider-Murphy-Gang-Medley“ zeigten. Die Uraufführung des auf die Partnerschaft zwischen Weitenung und Mattsee umgedichteten Schlagers „Dankeschön“ von den „Flippers“ war emotionaler Höhepunkt der Festveranstaltung. Mattsees Bürgermeister, Michael Schwarzmeyer, stürmte danach spontan die Bühne und dankte erkennbar gerührt seinen Gastgebern. Es war eben auch ein Abend kleiner Gesten der Wertschätzung, die seit 50 Jahren Fundament der lebendigen Partnerschaft zwischen Mattsee und Weitenung ist.

Text: Ingbert Ruschmann